Schmerzen in den Griff bekommen

Autoren: Timm Schollenberger & Richard Schradin

Lesezeit: 6 Minuten
Person mit Socken macht Fußuebungen mit Holzkugeln auf einer Matte

Mit diesem Guide möchten wir dir helfen, ein besseres Verständnis zum Thema Schmerzen zu entwickeln und dir zeigen, wie wir dich unterstützen können, deine Schmerzen in den Griff zu bekommen.   Hierfür beziehen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien und unsere jahrelange Erfahrung in der Praxis. Bevor du unser therapeutisches Angebot nutzen kannst, ist es zwingend, deinen behandelnden Arzt zu konsultieren, da wir nur auf Grundlage einer ärztlichen Verordnung mit dir arbeiten können.

1. Was sind Schmerzen?

Schmerz ist primär ein Alarmsignal, auf das unser Körper reagiert. Als Schadensmelder oder -warner ist unser Körper in der Lage, dieses Signal wahrzunehmen und passend zu reagieren. Jeder von uns hat eine andere Schmerzwahrnehmung, diese von den biologischen, sozialen und psychologischen Faktoren abhängig ist.1

2. Warum haben wir Schmerzen?

Wir nehmen Schmerzen wahr, weil ein Reiz wie eine Verletzung oder eine Entzündung auf unseren Körper einwirkt. Dieser Reiz wird über Sensoren, die im Gewebe liegen, als ein Signal an das Gehirn weitergeleitet und als eine Schmerzempfindung vom Gehirn interpretiert. Daraufhin leitet der Körper passende Maßnahmen ein, wie einen Schutz – genauer gesagt Schonhaltung (Bernatzky & Likar, 2009).

3. Welche Schmerzarten gibt es?

Schmerz kann auf viele Arten auftreten – er kann hämmern, stechen, beißen oder bohren. Manchmal kommt er plötzlich, manchmal ist er immer da und verdrängt jedes andere Gefühl. Aber Schmerz ist nicht unbedingt dein Feind. Er kann ein nützlicher Helfer sein, der dich schützen will oder dir zeigt, dass dein Körper eine Veränderung benötigt. Es ist wichtig zu verstehen, dass es verschiedene Arten von Schmerz gibt: akute und chronische Schmerzen.

Akute Schmerzen

Akute Schmerzen sind wie ein Warnsignal deines Körpers. Sie sagen dir, dass etwas nicht stimmt und du reagieren musst. Zum Beispiel, wenn du auf eine heiße Herdplatte fasst, ziehst du reflexartig die Hand zurück. Dieser Schmerz hilft dir, Schäden zu vermeiden und deinen Körper zu schützen.

Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen sind anders. Sie dauern länger als 3–6 Monate an, können auch wiederkehrend oder episodisch sein und haben sich oft fest in dein Schmerzgedächtnis eingebrannt. Neurologen sprechen vom Schmerzgedächtnis, wenn anhaltende Schmerzen Spuren in deinem Nervensystem hinterlassen, die deine Nervenzellen empfindlicher machen. In diesem Fall verliert der Schmerz seinen Charakter als Warnsignal, und die ursprüngliche Ursache kann sogar verschwunden sein.

4. Welche Faktoren beeinflussen den Schmerz?

Unsere Schmerzwahrnehmung wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst, die oft miteinander zusammenhängen.2 In den meisten Fällen kommen mehrere Faktoren zusammen und summieren sich, bis die individuelle Schmerzgrenze überschritten wird und wir einen Schmerz verspüren.  In der nachfolgenden Grafik wird dieser Zusammenhang dargestellt.

Folgend zeigen wir dir, welche unterschiedlichen Faktoren es gibt und wie sich diese auf deine Schmerzwahrnehmung auswirken können:

Visualisierung Überschreitung Schmerzgrenze (002)

Schlaffaktoren:

Schlafmangel kann die Schmerzwahrnehmung durch ein Absenken der Reizschwelle für Schmerz erhöhen und Ängste steigern, z. B. gegenüber Belastung.  Guter Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Körpers, da dann die Zell-Regeneration abläuft. Schlechter Schlaf kann zu Entzündungen führen, die Schmerzen verschlimmern können.

Gewebefaktoren wie Regeneration:

Unzureichende Erholung nach körperlicher Aktivität oder Verletzungen kann zu Muskelverspannungen und -schwächen führen, die Schmerzen verursachen oder verstärken können. Auch der Heilungsprozess kann verzögert werden, was zu anhaltenden Schmerzen führt oder zur Chronifizierung.

Umgebungsfaktoren wie Ernährung:

Eine unausgewogene Ernährung kann Entzündungen im Körper verstärken und dadurch Schmerzen erhöhen. Ein Mangel an Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen kann die Gesundheit von Muskeln, Knochen und Nerven beeinträchtigen.3

Psychische Faktoren wie Stress:

Chronischer Stress kann die Schmerzwahrnehmung erhöhen und zu Muskelverspannungen sowie erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Schmerzen führen. Zudem kann ein erhöhter Cortisol (Stresshormon)-Spiegel eine Entzündung des Nervengewebes begünstigen.  Stress kann auch den Schlaf stören und die Regeneration des Körpers beeinträchtigen, was wiederum Schmerzen verstärken kann.

Gesundheitsfaktoren wie Lebensstil:

Rauchen, Alkoholkonsum, bestimmte Medikamente und Bewegungsmangel können Entzündungen fördern und die Schmerzwahrnehmung erhöhen.

Soziale Faktoren:

Das soziale Umfeld, wie gestörte familiäre Beziehungen, Partnerschaften oder Probleme am Arbeitsplatz, kann ebenfalls einen Einfluss auf die Gesundheit und die Schmerzwahrnehmung haben.

5. Wie können wir dir helfen?

Wie du nun weißt, kommen in der Regel mehrere Faktoren zusammen, bis deine individuelle Schmerzgrenze überschritten wird.

Visualisierung Überschreitung Schmerzgrenze (002)

Damit wir dir nun helfen können, müssen wir also herausfinden, welchen Faktoren deine Schmerztreiber sind. Erst dann können wir einen Plan erarbeiten wie du diese nachhaltig positiv beeinflusst und somit schmerzfrei wirst und auch bleibst.  Aus diesem Grund verwenden wir ein ausführliches Anamnese Tool, welches jeder Patient vor der Therapie ausfüllt, um diese Faktoren zu identifizieren.

Visualisierung Unterschreitung Schmerzgrenze (002)

Den Grundstein für deine erfolgreiche Schmerztherapie im Move legen wir mit einem fundierten und individuellen therapeutischen Befund. In diesem stellen wir dir viele Fragen, führen Testungen durch und nutzten wissenschaftliche Auswertungen. Auf dieser Grundlage erarbeiten wir mit dir deinen Therapieplan, welcher den Heilungsprozess maximal fördert. Wir sind uns bewusst, dass eine alleinige Therapie nicht immer ausreichend ist. Daher arbeiten unsere Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Sporttherapeuten eng zusammen, um dich bei deinen gesundheitlichen Zielen bestmöglich zu unterstützen. Somit bekommst du zu deiner eigentlichen Therapie auch noch Unterstützung in den Bereichen Training, Ernährung und Erholung.

6. Was kannst du tun?

„Es gibt zwei wesentliche Möglichkeiten im Leben: Zustände zu akzeptieren, wie sie sind, oder die Verantwortung dafür zu akzeptieren, sie zu ändern.“

Denis Waitley 1933


Nahezu alle Faktoren, die deine Schmerzen beeinflussen, kannst du auch selbst positiv beeinflussen. Dabei spielt Bewegung eine wichtige Rolle. Sie hilft dem Körper, nicht ständig auf Schmerzsignale zu reagieren. Regelmäßige Bewegung fördert die Ausschüttung körpereigener Hormone (was Schmerzen reduzieren kann), steigert die Belastungsfähigkeit, kann den Cortisolspiegel senken und die psychische Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und Belastbarkeit steigern. Ein weiterer Aspekt ist das Verstehen über Schmerzen und ihre vielen Faktoren zu verinnerlichen, desto besser kannst du damit umgehen. Zuletzt kann ein gut ausgebildeter Therapeut bei uns dir dabei helfen, deine Schmerzen in den Griff zu bekommen.

Letztlich liegt es an dir, was du daraus machst und wie hart du an dir arbeitest. Lass uns ehrlich sein: Eine Woche hat 10.080 Minuten. Selbst wenn du deinen Therapeuten dreimal pro Woche für 20 Minuten siehst, sind 99,4 % deiner wöchentlichen Zeit frei, in der du aktiv werden kannst. Ohne deine eigene Initiative wird es keine langfristige und effektive Verbesserung deiner Probleme geben. Klartext: Du solltest dich um dich kümmern und in deine Gesundheit investieren! Also gehe ins Gespräch mit einem unserer Fachleute und wir schauen, wie wir dich nachhaltig und langfristig unterstützen können, damit du wieder ohne Beschwerden durchs Leben gehen kannst.

7. Quellenangabe

  1. Butler, D. S., & Moseley, L. G. (2016). Schmerzen verstehen. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-48580-2 ↩︎
  2. Tousignant-Laflamme, Y., Martel, M. O., Joshi, A., & Cook, C. (2017). Rehabilitation management of low back pain – it’s time to pull it all together! Journal of Pain Research, 10, 2373–2385. https://doi.org/10.2147/JPR.S146485 ↩︎
  3. Sharma, T. & Mandal, C. C. (2020). Omega‐3 fatty acids in pathological calcification and bone health. Journal Of Food Biochemistry44(8). https://doi.org/10.1111/jfbc.13333 ↩︎
  • 1. Bambrick, M. (2021). Pain, pain go away: A Ultimate Guide To Physical Therapy For Sufferers: Chronic Pain Management Guidelines. Independently Published.
  • Finan, P. H., Goodin, B. R. & Smith, M. T. (2013). The Association of Sleep and Pain: An Update and a Path Forward. Journal Of Pain14(12), 1539–1552. https://doi.org/10.1016/j.jpain.2013.08.007
  • Harvard Health. (2024, 26. März). Foods that fight inflammation. https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/foods-that-fight-inflammation
  • Pain. (o. D.). National Institute Of Neurological Disorders And Stroke. https://www.ninds.nih.gov/health-information/disorders/pain
  • Stress effects on the body. (2023, 8. März). https://www.apa.org. https://www.apa.org/topics/stress/body
  • Understanding the Link Between Chronic Disease and Depression. (o. D.). National Institute Of Mental Health (NIMH). https://www.nimh.nih.gov/health/publications/chronic-illness-mental-health
  • Xiao, J. (2020). Physical Exercise for Human Health. Springer Nature.

Autoren

Timm Schollenberger

Timm Schollenberger

Physiotherapeut

Timm ist seit 2022 Teil des Move-Teams und bringt eine besondere Leidenschaft für wissenschaftliches Arbeiten und die Betreuung von Kniepatienten, insbesondere nach Kreuzbandverletzungen, mit. Neben der Therapie von Sportverletzungen widmet er sich den Themen Ernährung und Schlaf, um seinen Patienten ganzheitliche Unterstützung zu bieten.

Richard Schradin

Physiotherapeut

Richard gehört seit 2023 zum Team von Move und bringt umfassende Erfahrung in der Physiotherapie bei neurologischen Erkrankungen mit. Sein Schwerpunkt liegt in der aktiven Therapiegestaltung, bei der Patienten aktiv in den Heilungsprozess eingebunden werden.

Richard Schradin